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Geschichte damals

Das Freisinger Traditionsbuch, das älteste seiner Art in Deutschland, erwähnt zum ersten Mal unser heutiges Weichs:

 

Am 16. Mai 807 schenkt die edle Deotpurc de Uuihse ihren dortigen Grundbesitz der Domkirche zu Freising. Es ist die Zeit Karls des Großen, der Bischofssitz Freising ist kultureller und administrativer Zentralort Obayerbayerns. In den nächsten Jahrhunderten erscheint der Ort Weichs gelegentlich in den Urkunden, häufiger aber eine ritterliche Familie, die "die Weichser" oder "von Weichs" genannt wird. Sie führen das heute noch von der Gemeinde gebrauchte Wappen, ziehen auf Turniere, gehören zu den Landständen, die den bayerischen Herzögern auf 50 Landtagen ihre Freiheiten als Hofmarksherren abringen.

 

Sie werden herzogliche Pfleger und Domherren zu Freising. Urkunden, Siegel und Grabsteine zeugen von ihnen. Vom Ort Weichs und seinen Menschen hört man jedoch bis zum Ausgang des Mittelalters fast nichts. 1266 wird der erste Pfarrherr erwähnt. 1367 ist von einem Wirt Geiselbrecht die Rede. Damit waren die drei Eckpfeiler der damaligen Welt bestimmt: Herrschaft, Kirche und Wirtshaus.

 

1458 teilen die drei Söhne des Ritters Paul v. Weichs die Hofmark in drei Teile. Um 1540 kommen jedoch zwei davon wieder in einer Hand zusammen. 1560, mit dem Tode des kinderlosen Georg v. Weichs, wird sein restliches Drittl testamentsgemäß in einen Fideicommiss, d. h. das unveräußerliche Treuhandvermögen "1/3 Weichs" umgewandelt.Seitdem sind die beiden Teile fast immer in verschiedenen Händen geblieben.

 

Ende des 15 Jh. wird St. Martin als gotische Pfarrkirche erbaut. 1490 stiftet der Freisinger Domherr Wolfgang v. Weichs das Frühmess-Benefizium zu Weichs. Sein Vetter Georg von Weichs wünscht sich kurz vor seinem Tod die Gründung eines Spitals in Weichs, das 1566 eröffnet wird und alte gebrechliche Leute aufnimmt. Diese beiden Institutionen prägen das Ortsleben während mehr als 300 Jahren.

 

Die Herren von "2/3 Weichs", ab 1623 Freiherren, sterben 1655 auf dem Stammschloss aus und dieses wechselt danach häufig den Besitzer. In Dasing und anderen Orten blüht jedoch die Linie Wiguläus weiter und stellt den bayerischen Herrschern in jeder Generation tüchtige Beamte und Soldaten. Die Linie Engelhart wandert um 1610 an den Rhein, wo nachgeborene Wittelsbacher 200 Jahre Erzbischöfe und Kurfürsten von Köln sowie Bischöfe mehrerer anderer Bistümer sind. Die dortigen Weichser dienen ihnen in hohen geistlichen und weltlichen Ämtern. Als gelegentliche Inhaber von 1/3 Weichs bleiben sie mit unserm Ort in Verbindung.

 

Vom 30-jährigen Krieg wird auch Weichs betroffen.
1634, 1646 und 1648 ziehen Schweden, Spanier, Franzosen, Kaiserliche und Bayern raubend und plündern durch das Land. Viele Höfe und das Spital erleiden große Schäden. 1643 beginnt das älteste erhaltene Kirchenbuch. 1652 wird darin der erste Lehrer verzeichnet. 1720-25 wird die Kirche vergrößert und erhält eine barocke Ausstattung. 1736 wird das Müllerhaus nach einem Brand neu errichtet.

 

1774 erbaut die Fideicommiss-Herrschaft 1/3 Weichs ihr baufälliges Schlösschen neu, das heutige Wohnhaus der Armen Schulschwestern. 1818, als Weichs eigenständige Gemeinde wird, brennt der halbe Ort ab. Von den danach neu erbauten Häusern steht heute nur noch das ehemalige Spital, Freiherrnstr. 30. Im Jahre 1848 endet mit der Bauernbefreiung die über 500-jährige Hofmarksherrschaft.

 

1853 wir das schon lange vernachlässigte Schloss der ehemaligen 2/3-Herrschaft Weichs abgerissen. Dort entsteht durch die Großherzigkeit der Brüder Baustädter die Mädchenschule und die Präparanden-Anstalt der Armen Schulschwestern und schließlich die heutige Realschule.

 

1874-76 ändert sich das Ortsbild nachhaltig: Die Pfarrkirche wird um zwei Joche verlängert, der alte Satteldachturm zur Hälfte neu errichtet und ihm ein neuer mit spitzem Helm aufgesetzt. Das Bücherl´sche Wirtshaus wird 1894 eingeweiht, das Schmied-Anwesen Freiherrnstr. 7 im Jahre 1910.

 

1862 entsteht die erste kleine Fabrik am Erlbach, eine Maschinengießerei. Ab 1861 wird die alte Mühle in einen Industriebetrieb umgewandelt, der bis zu seiner Stilllegung im Jahre 1974 immer wieder modernisiert wird. In den 1920´er Jahren gründet Adolf Wagner die Hochlandschuhfabrik.

 

Heute haben wir ein Gewerbegebiet mit zahlreichen anerkannten Betrieben. Erst 1921/22 erhält Weichs eine moderne Brücke über Mühlkanal und Glonn.